Trotz Depression studieren: Chance Teilzeitstudium

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Bei einer Depression könnte ein Teilzeitstudium den Druck reduzieren – oder?

Zwar werden die Menschen in Deutschland im Schnitt immer gesünder, doch gibt es auch Beschwerden, die im Zunehmen begriffen sind. Dazu gehören vor allem Krankheiten der Psyche, so sind immer mehr Menschen depressiv. Und die Depression ist nicht nur ein Problem für mittelalte oder alte Menschen, sondern gerade auch unter Menschen um die 20 und sogar bereits unter Teenagern.

Dafür kann es viele Gründe geben, zum Beispiel geringe soziale Integration, Vereinsamung oder hohen Leistungsdruck. Doch was auch immer die Gründe sind, wer depressiv ist, ist kaum noch fähig, seinen Alltag sinnvoll und kompetent zu gestalten.

Die Symptome einer Depression

Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen auf der Welt, der nicht ab und zu einen schlechten Tag hat und sich dann auch nicht besonders wohl in der eigenen Haut fühlt. Aber bei einer Depression geht es nicht um einen schlechten Tag, es ist viel schlimmer. Jeder, der schon ein mal depressiv war, kann die Symptome beschreiben. Alles fühlt sich sinnlos an, selbst kleine Alltagsverrichtungen wie die eigene Körperhygiene, Putzen oder Einkaufen werden zu Strapazen, jede größere Tätigkeit erscheint sinnlos und vergeblich, positive Gefühle wie Freude, Liebe, Hoffnung scheint es nicht mehr zu geben. Wie soll aus dieser Sicht ein Unterfangen wie ein Studium gemeistert werden, das sich über etliche Jahre hinwegzieht?

Viele Menschen, die an Burnout oder Depressionen leiden, haben erfolgreich begonnene Studien abgebrochen, weil ihnen auf einmal alles sinnlos vorkam, weil sie auch meinten, später im Beruf nicht bestehen zu können. Das Problem: Diese negativen Einschätzungen bleiben, die aus der eigenen Antriebslosigkeit hervorgehende Trägheit bewirkt eine immer geringer werdende Zahl von Erfolgserlebnissen, so dass die die Gefühle von Sinnlosigkeit und eigener Unzulänglichkeit immer weiter steigen, bis ins Unermessliche.

 

Zunehmende Isolierung

Aus Unzufriedenheit, Scheu und Angst brechen Depressive oft ihre sozialen Kontakte ab, vergraben sich immer mehr in sich selbst, betreiben permanente Selbsterforschung, was die Situation aber nicht verbessert, sondern immer weiter verschlimmert, nehmen sie sich doch immer weiter als unzureichend und unzulänglich wahr.

Wer durch seine Depression erst einmal in ein solch tiefes Loch gefallen ist, kann sich ohne fremde Hilfe kaum noch daraus befreien, sondern läuft Gefahr, sich zunehmend um sich selbst und die eigenen Probleme zu drehen. Hierdurch wird alles immer schlimmer und am Ende können Suizidgedanken stehen. Spätestens, wenn es so weit ist: Lassen Sie sich helfen und beginnen Sie eine Therapie. Schnellstmöglich!

 

Verführerischer Gedanke: Mittels Teilzeitstudium den Druck reduzieren

Eine Depression ist schon in jeder beliebigen Arbeitsstelle ein Problem, in einem Studium, dessen erfolgreicher Abschluss maßgeblich auf Eigeninitiative und Selbstmotivation aufbaut, kann eine Depression eine echte Bedrohung werden.

Bei einem Teilzeitstudium wird die Belastung des Studiums in der Regel auf die doppelte Zeit verteilt. Wenn ein Studiengang regulär acht Semester dauert, haben Sie im Teilzeitstudium also in der Regel 16 Semester zur Verfügung. Sie müssen auch entsprechend weniger Credits erwerben, also zum Beispiel anstatt von 60 Credits in einem Semester nur 30 Credits. Dies ist insofern ein Vorteil, als Sie dann deutlich mehr Zeit zur Verfügung haben, die Arbeitsbelastung sinkt und Sie einem geringeren Druck ausgesetzt sind.

 

Was spricht dagegen?

Aber Sie sollten sich hier nicht täuschen. Auch ein Teilzeitstudium schützt Sie nicht vor Ihrer Depression. Warum?

  • Sie müssen auch im Teilzeitstudium Projektarbeiten machen und Ihre Klausuren bestehen. Der Stress und der Druck bleiben nicht nur erhalten, sie verteilen sich sogar auf die doppelte Anzahl an Jahren. Verringert das für Sie den Druck oder steigert es ihn eher noch mehr?
  • Bei einem Vollzeitstudium erhalten Sie vielleicht BAFöG oder werden von Ihren Eltern gefördert. Beim Teilzeitstudium ist der Zeitraum deutlich länger, Sie werden also vermutlich nur für einen Teil Ihrer Studienzeit oder aber in geringerem Maß gefördert.
    Das heißt: Sie müssen mindestens für einen Teil Ihrer Lebenshaltungskosten selbst aufkommen, was den Druck nicht gerade verringert.
    Andererseits: Vielleicht gibt Ihnen die Arbeit neben dem Studium mehr Sicherheit und Selbstwertgefühl. Dann hilft Ihnen das Teilzeitstudium vielleicht doch.
  • Die meisten Ihrer Kommilitonen studieren in Vollzeit, machen nach dem Ende ihrer Regelstudienzeit ihren Abschluss und sind dann weg. Sie müssen also immer wieder neue Leute kennen lernen, was im Falle einer Depression schwierig sein kann. Ein festes Netz von sozialen Kontakten hilft nämlich erwiesenermaßen gegen das Aufkommen einer Depression. Könnten ständig wechselnde soziale Kontakte für Sie zu einem Problem werden?

 

Depressive Studenten sollten keine Schnellschüsse riskieren

Das sind nur einige wenige Punkte, über die Sie sich genau Gedanken machen sollten, bevor Sie sich entscheiden. Sprechen Sie auf jeden Fall mit möglichst vielen Personen über Ihre Entscheidung und lassen Sie sich von Vertrauenspersonen beraten. Das können Ihre Eltern sein, Geschwister, andere Verwandte oder gute Freunde.

Und seien Sie sich bewusst: Letztes Endes können Sie auch durch ein Teilzeitstudium nicht vor Ihrer Depression davonlaufen. An dieser können Sie nur etwas ändern und verbessern, wenn Sie sich helfen lassen. Im Falle einer schweren Depression sollten Sie sich auf jeden Fall in eine Therapie begeben, mit Gesprächen zur Aufarbeitung der Gründe der Depression, mit Übungen zur Verhaltensänderung und gegebenenfalls auch mit Hilfe von Medikamenten.
Wenn Sie gut nachdenken und sich helfen lassen, dann werden Sie am Ende das Richtige tun.

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