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Was tun, wenn die Eltern pflegebedürftig werden? Weiterstudieren oder nicht?
Was tun, wenn die Eltern pflegebedürftig werden? Weiterstudieren oder nicht?

Nicht nur Eltern haben eine Unterhaltspflicht gegenüber ihren Kindern, wenn diese noch jung sind. Auch umgekehrt besteht später eine Unterhaltspflicht, wenn die Eltern aufgrund des hohen Alters nicht mehr für sich selbst sorgen können. Einige Menschen nehmen diese Unterhaltspflicht mitunter auch selbst in die Hand und sorgen nicht nur finanziell für die Eltern, sondern übernehmen auch die Pflege des Elternteils beziehungsweise der Eltern.

Diese zeitintensive Tätigkeit bedeutet für die Kinder in der Regel, dass sehr große Einschnitte im bisherigen Leben in Kauf genommen werden müssen. Zuweilen befinden sich diese Menschen gerade in ihrer Studentenzeit und haben die Absicht einen akademischen Grad zu erreichen. Auch das Studium ist sehr zeitintensiv und fordernd. Entsprechend steht dem Studenten, welcher einen Angehörigen pflegen muss, eine sehr intensive Zeit entgegen.

 

Fernstudium statt Studienabbruch

Das erste und oftmals größte Problem für Studenten mit einem pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause ist, dass die langen Präsenzphasen an der Hochschule sich schlecht mit dem Pflegeanspruch vereinbaren lassen. Für ein Vollzeitstudium müssen Studenten sich ungefähr so lange an der Hochschule aufhalten, wie ein Vollzeitarbeitnehmer seine Zeit am Arbeitsplatz verbringen muss.

An der Hochschule müssen Vorlesungen, Übungen, Workshops, Kolloquien und Lerngruppen besucht werden, um den Lernstoff ausreichend bearbeiten zu können. Auch wenn einige Veranstaltungen keine Anwesenheitspflicht verlangen, so macht ein Besuch dieser Veranstaltungen dahingehend Sinn, dass der Lernstoff damit besser aufgenommen werden kann. Für viele Studenten mit dieser Doppelbelastung steht schnell fest, dass ein normales Studium so nicht möglich ist.
Alternativen gibt es glücklicherweise genug für Studierende mit einem pflegebedürftigen Angehörigen. Diese Alternativen sind die Fernhochschulen, an denen ebenfalls studiert werden kann und welche heutzutage ein umfangreiches Angebot an Fächern haben. Der große Vorteil der Fernhochschulen gegenüber einer normalen Hochschule ist die Tatsache, dass die Studenten einen großen Teil ihres Studiums zu Hause im Selbststudium durchführen können. Trotz der anstrengenden und zeitbindenden Tätigkeit der Angehörigenpflege kann somit prinzipiell ein Studium durchgeführt werden, da nun die Präsenzphasen an der Hochschule größtenteils entfallen. Somit ermöglicht das Fernstudium prinzipiell ein nebenberufliches Studieren in dieser besonderen Situation des Studenten.

 

Freie Zeiteinteilung

Mit dem Fernstudium ermöglichen sich Studenten noch einen weiteren Vorteil, welchen sie gegenüber ihren Kommilitonen von anderen Hochschulen haben. Durch die Umorientierung der Studienfächer auf ein zweigliedriges System wurde an vielen Hochschulen zudem ein System mit vielen Vorgaben der Studienabfolge mit Pflichtteilnahmen in bestimmten Vorlesungen und Übungen installiert.

Für Menschen mit dem Hauptberuf Studium ist solch ein System vorteilhaft, da es ein schnelles und zielstrebiges Studieren ermöglicht, da sich die Studenten selbst auch weniger Gedanken um die Organisation und die Zeiteinteilung machen müssen.
Für Menschen mit einer zweiten Hauptbeschäftigung ist ein solches stark vorgeformtes Studiensystem mit festem Stundenplan inklusive Teilnahmelisten allerdings kontraproduktiv. Wer sich um die Pflege eines Angehörigen kümmern muss, der muss oftmals kurzfristig auf veränderte Situationen reagieren. Für ein gleichzeitiges Studium bedeutet das, dass prinzipiell eine freie Zeiteinteilung möglich sein muss. Wenn das Bestehen eines Kurses dann allerdings davon abhängt, ob der Student sich auch regelmäßig in die Teilnehmerlisten eingetragen hat, dann kann das mit der Pflege eines Angehörigen nicht vereinbart werden. Zu hoch ist das Risiko, dass aufgrund des Zustandes des Angehörigen Vorlesungen oder Übungen nicht besucht werden können. Entsprechend würde der Student bei solch einer Regelung den Kurs nicht bestehen können.
Ein Fernstudium kennt diesen großen Nachteil nicht. Es ist charakteristisch für das Fernstudium, dass der Fernstudent viel mehr selbst organisieren muss. Der Zwang zur Organisation der freien Zeit ist in der Situation der Angehörigenpflege aber gerade der große Vorteil gegenüber dem normalen Studium. Zu Beginn eines jeden Semesters erhält der Fernstudent alle Studienunterlagen zu den Kursen, welche er in dem Semester bearbeiten möchte. Auch in Fernhochschulen ist die Kursverteilung in vielen Fällen modularisiert, sprich zu jedem Modul muss nach Beendigung eine Abschlussarbeit in Form einer Klausur oder Hausarbeit geleistet werden, die dann benotet wird. Der Student muss zu Beginn des Semesters dann festlegen, wie er diese Stoffmenge am besten bearbeiten kann, sowohl methodisch als auch zeitlich. Für die Fernstudenten mit der Doppelbelastung von Fernstudium und Pflege eines Angehörigen bedeutet das, dass in diesem Stadium der Zeitplanung ein taktischer Zeitplan mit groben Rahmen entworfen wird. Dieser taktische Zeitplan ermöglicht noch genügen Variationsmöglichkeiten auf operativer Ebene, wenn es zu unvorhergesehenen Problemen bei der Pflege kommt.

 

Weitere Vorteile durch ein Teilzeitstudium

Trotz freier Zeiteinteilung und dem Selbststudium wird es nur für wenige Menschen mit einem pflegebedürftigem Angehörigen zu Hause möglich sein, das Studium in Vollzeit zu absolvieren. Schon zu Beginn des Fernstudiums sollte sich ein Student in dieser Situation überlegen, ob nicht das Teilzeitstudium besser ist. Im Unterschied zum Vollzeitstudium werden beim Teilzeitstudium jedes Semester nur ein Teil der Module des Vollzeitstudiums gewählt.

Dafür verlängert sich die Dauer des Studiums entsprechend. Bei einem Teilzeitstudium mit 50% Auslastung würde sich entsprechend die Studiendauer verdoppeln. Dafür ist die Belastung pro Semester allerdings geringer, sodass eine anstrengende Pflegetätigkeit und das Studium in Teilzeit gleichzeitig absolviert werden können.
Im besten Falle bietet die Fernhochschule ein Teilzeitmodell an, bei dem jedes Semester auf ein Neues entschieden werden kann, wie hoch die Belastung sein soll. Dies kann beispielsweise in Form der Modulbelegung erfolgen, dass die Anzahl der zu wählenden Module frei ist. So können nur ein oder zwei Module gewählt werden oder in besonders schwierigen Zeiten auch mal gar keins. Dadurch stoppt zwar der Studienfortschritt, wird aber nicht komplett abgebrochen. Im Gegenzug können dann auch mal mehr Module gewählt werden, wenn die zeitlichen Reserven dafür vorhanden beziehungsweise absehbar sind. Auch die Umstellung zum Vollzeitstudium sollte prinzipiell möglich sein, wenn sich die äußeren Rahmenbedingungen des Fernstudenten signifikant verändern.