Direkt zum Unterpunkt Ihrer Wahl:

Eine Alternative zum Werkstudentendasein wäre ein duales Studium.
Eine Alternative zum Werkstudentendasein wäre ein duales Studium.

Eine der zahlreichen Fragen, die im Zusammenhang mit dem Thema Teilzeitstudium gestellt werden, ist: Kann ich in diesem Rahmen auch als Werkstudent gelten?

Eine andere häufig aufkommende Unsicherheit unter Werkstudenten wiederum lautet genau anders herum: Kann ich in diesem Rahmen auch ein Teilzeitstudium absolvieren?
In beiden Fällen muss die Antwort heißen: Leider nein, diese Kombination funktioniert sozialversicherungsrechtlich  nicht. Denn das Studium geht vor …
Sie fragen sich nun vielleicht: Warum? Was steckt dahinter?




Der Werkstudent anno Dazumal

Als Ihnen der Begriff „Werkstudent“ zum ersten Mal begegnete, hat er Sie zunächst auch etwas in die Irre geführt? Hatten Sie ebenfalls diese Vorstellung von einem jungen, karogemusterten flanellhemdsärmeligen Mann, der in einem Betrieb arbeitet, sich aber gleichzeitig und nebenbei noch weiterbildet? Stets das hehre Ziel eines Ingenieur-Abschlusses vor Augen? Und dann diese ganze Szene in Sepia getaucht, wie eine alte Aufnahme von 1910 …
Tatsächlich ist nur die Jahreszahl einigermaßen echt an der Sache: Die ersten Werkstudenten waren Studierende, die während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) nicht eingezogen wurden. Stattdessen verdingten sie sich als Arbeiter in Fabriken und in der Landwirtschaft, um die dort fehlenden Kräfte zu ersetzen.

 

„studiosi“ im Bergwerk

Drei Jahre nach Kriegsende soll der Begriff beim Erlanger Studententag 1921 erneut aufgekommen sein. Denn auch die wirtschaftlichen Krisen während der Weimarer Republik bis 1933 machten den studiosi zu schaffen. Und so stieg ihre Zahl schon damals erheblich an: Waren es 1920 noch ca. 10.000, mussten infolge der horrenden Inflationsraten 1923 schon 64.000 junge Menschen in der Industrie, im Hand- oder Bergwerk schuften.

Selbstredend, dass Studierende auch danach nicht von Luft und Liebe allein nicht leben konnten. 44,9 Prozent von ihnen sollen noch 1956 als Werkstudenten gezählt worden sein. Dieser Anteil sank bis 1959 sicher nicht zuletzt dank der Wirtschaftswunderzeit auf 30,2 Prozent.

Von den insgesamt 1,8 Millionen Studierenden, die 40 Jahre später im Wintersemester 2000/2001 immatrikuliert waren, jobbten dann schon zwei Drittel in Call-Centern, als Messehostessen und Hausmeister, oder machten sich selbständig. Ganze 14.000 verdienten sich das nötige Geld für Studium und Lebensunterhalt als „Werkstudenten“ im gegenwärtigen Sinne. Denn in den darauffolgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Vokabel zu einem fachspezifischen Begriff mit etwas anderer Bedeutung. Und damit verbunden auch anderen Konsequenzen.

 

„Training on the Job“

Heute bezeichnet der Begriff „Werkstudent“ Menschen, die zum einen aus Existenzgründen neben dem Studium her jobben. Zum anderen sammeln sie gleichzeitig Praxiserfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten für ihren und in ihrem zukünftigen Beruf. Die während des Studiums erlernte Theorie kann auf diese Weise gleich angewendet werden. Umgekehrt können in der Praxis erworbene Kenntnisse noch zu erlernendes, theoretisches Wissen vorwegnehmen.

Werkstudenten wollen demnach nicht einfach nur Geld verdienen. Ihnen geht es auch um das Ausbildungsziel an sich. Es ist ein wenig wie die Trainee-Programme. Bezeichnend ist also eine gewisse fachliche Nähe des Jobs zum Studium, welches durch den Arbeitgeber in der Regel noch befördert wird. So bietet er beispielsweise Unterstützung bei der Vorbereitung und Abfassung von Fach- und Bachelorarbeiten an. Denn auch er zieht aus dieser Symbiose Vorteile: Werkstudenten stellen für Arbeitsgeber eine hervorragende Möglichkeit dar Nachwuchskräfte an ihr Unternehmen heranzuführen. Im Idealfall passt dann am Ende alles so gut zusammen, dass sogar eine spätere Übernahme als Arbeitnehmer erfolgt.

Insofern sollten Sie genau abwägen, welcher Schritt für Sie persönlich der richtige ist. Beziehungsweise stellen Sie in einer Liste alle Für- und Wider-Argumente auf, basierend auf den Fragen: Soll ich halbtags studieren und nebenbei arbeiten? Oder soll ich halbtags arbeiten und nebenbei studieren? Oder werde ich doch ein offizieller Vollzeit-Werkstudent, und entweder gleichzeitig ein inoffizieller Teilzeiter, und/oder beantrage ich später Präsenzzeitreduzierungen, wie beispielsweise Urlaubssemester?

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, die einzelnen Varianten detailliert durch zu rechnen, nach den jeweiligen finanziellen Möglichkeiten Ausschau zu halten – und dann erst Ihre endgültige Entscheidung zu treffen.