Als Beamter nebenbei studieren: Ratgeber

Als Beamter hat man eine sichere berufliche Grundlage, doch der Wunsch nach Weiterbildung oder einem zusätzlichen akademischen Abschluss kann auch in diesem Beschäftigungsverhältnis entstehen. Aber wie kombiniert man ein Studium mit dem Beamtenstatus? Welche rechtlichen Vorschriften gibt es? Was ist bei der organisatorischen und finanziellen Planung zu beachten? Und welche Vorteile kann ein Studium neben der Tätigkeit als Beamter bringen? Dieser Ratgeber gibt umfassende Antworten.

 


1. Warum als Beamter nebenbei studieren?

Die Entscheidung, neben dem Beruf ein Studium zu absolvieren, kann zahlreiche Gründe haben.

Vorteile eines Studiums für Beamte:

  • Karriereförderung: Durch einen höheren Bildungsgrad steigen oft die Chancen auf Beförderungen oder bessere Positionen.
  • Persönliche Weiterentwicklung: Beamte können tiefer in ihre Fachgebiete eintauchen oder völlig neue Kompetenzen erwerben.
  • Plan B aufbauen: Gerade im höheren Dienst kann ein weiterer Abschluss Türen für Jobs außerhalb des Beamtenapparates öffnen.
  • Finanzielle Anreize: Höhere Besoldungsgruppen sind durch weiterführende Qualifikationen oft erreichbar.

 

Beispiel: Ein Beamter im mittleren Dienst, der nebenbei ein Bachelor-Studium im Bereich Verwaltung absolviert, hat bessere Chancen, später in den gehobenen Dienst aufzusteigen.

 

Tipp: Vor Studienbeginn klar definieren, ob das Studium rein aus Interesse erfolgt oder der beruflichen Weiterentwicklung dient.

 


2. Rechtliche Aspekte – Was dürfen Beamte?

Beamte haben eine besondere Verpflichtung gegenüber ihren Dienstherren, weshalb die rechtliche Lage klar geregelt ist.

Was sagt das Gesetz?

  • Nebentätigkeitsgenehmigung: Wird das Studium als Nebentätigkeit eingestuft (z. B. wenn Praktika dazugehören), ist eine Genehmigung des Dienstherren erforderlich. Diese kann bei Interessenskonflikten verweigert werden.
  • Keine Beeinträchtigung der Dienstpflicht: Das Studium darf die dienstlichen Aufgaben weder zeitlich noch inhaltlich behindern. Überstunden oder Schichtdienste müssen weiterhin eingehalten werden.
  • Beurlaubung auf Antrag: Bei umfangreicheren Studiengängen oder examensnahen Phasen kann eine Beamtenbeurlaubung beantragt werden (unbezahlt, in seltenen Fällen bezahlt).

 

Achtung: Jeder Beamte ist abhängig von seinem Bundesland und seiner Besoldungsordnung – es gibt daher regionale Unterschiede.

 

Rechte und Pflichten eines Beamten im Studium – Zusammenfassung

Thema Erlaubt/ verboten?
Studium in der Freizeit Erlaubt, solange keine Dienstpflichtverletzung
Nutzung von Dienstzeit Verboten, außer es ist eine dienstliche Weiterbildung
Finanzierung durch Dritte Genehmigung erforderlich, um Interessenskonflikte zu vermeiden
Studienbezug zu dienstlichen Aufgaben Von Vorteil, aber keine Pflicht

 

Hinweis: Lassen Sie sich rechtzeitig von der Personalabteilung beraten, um Konflikte zu vermeiden.

 


3. Studienmodelle für Beamte

Je nach verfügbarer Zeit und beruflicher Belastung gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, ein Studium zu absolvieren.

a) Fernstudium

Bei einem Fernstudium sind alle Inhalte online abrufbar, und die Organisation erfolgt flexibel.

  • Vorteile:
    • Absolut ortsunabhängig und flexibel.
    • Perfekt für Vollzeitbeamte, da keine Präsenzzeit notwendig ist.
  • Nachteile:
    • Hohe Eigenmotivation erforderlich.
    • Kontakt zu Mitstudierenden oft limitiert.

Beispiel: Anbieter wie die FernUni Hagen oder IU Internationale Hochschule bieten preiswerte und flexible Studiengänge speziell für Berufstätige.

 

b) Teilzeitstudium

Für Beamte mit etwas mehr zeitlicher Flexibilität sind Teilzeitstudiengänge an Präsenzhochschulen geeignet.

  • Vorteile:
    • Persönlicher Kontakt zu Dozenten.
    • Fixer Zeitplan für mehr Struktur.
  • Nachteile:
    • Geringere Flexibilität durch vorgegebene Semesterpläne.
    • Anreise zum Standort erforderlich.

 

c) Vollzeitstudium mit Beurlaubung

Für umfangreichere Studienpläne oder gezielte berufliche Neuorientierung können Beamte eine Beurlaubung beantragen.

  • Vorteile:
    • Komplette Fokussierung auf das Studium.
    • Keine zeitliche Doppelbelastung.
  • Nachteile:
    • Finanzielle Einschränkungen durch fehlendes Gehalt.
    • Rückkehrgarantie kann in Ausnahmefällen nicht bestehen.

 

Tabelle – Studienmodelle im Vergleich

Studienform Zeitaufwand/Woche Kosten Geeignet für
Fernstudium 10–20 Stunden 150–400 €/Monat Starke zeitlich gebundene Beamte
Teilzeitstudium 15–25 Stunden Studiengebühren nach Uni Moderate Flexibilität
Vollzeitstudium 30+ Stunden Variabel Beamte mit Beurlaubung

 

Tipp: Viele Hochschulen bieten hybride Modelle, die Elemente von Teilzeit- und Fernstudium kombinieren.

 


4. Zeitmanagement – Studium und Beruf vereinen

Die größte Herausforderung bei einem berufsbegleitenden Studium ist die Zeitorganisation. Mit der richtigen Strategie können Sie jedoch Beruf, Studium und Privatleben unter einen Hut bringen.

Tipps für ein effektives Zeitmanagement:

  1. Feste Lernzeiten: Planen Sie bestimmte Stunden in Ihrer Woche exklusiv fürs Studium ein.
  2. Prioritäten setzen: Unterscheiden Sie zwischen wichtigen und weniger relevanten Aufgaben im Studium und Beruf.
  3. Digitale Tools nutzen: Kalender-Apps, To-do-Listen und E-Learning-Plattformen helfen, den Überblick zu behalten.
  4. Lernpartnerschaften: Suchen Sie sich Mitstudierende für gemeinsamen Austausch und Motivation.
  5. Familie und Freunde einbinden: Kommunizieren Sie Ihre Pläne, um Unterstützung und Verständnis zu erhalten.

 

Beispiel: Ein Beamter im Schichtdienst könnte freie Vormittage für Online-Vorlesungen nutzen und Samstage für das Nacharbeiten der Lerninhalte reservieren.

 

Praktische Planungshilfen:

Tätigkeit Zeiteinheit pro Woche
Berufliche Aufgaben 40 Stunden
Studium (inkl. Vorlesungen) 20 Stunden
Freizeit und Familie 8–10 Stunden
Sonstige Tätigkeiten (Erholung) 5–7 Stunden

 

Hinweis: Überstrapazieren Sie sich nicht – ein einzelner freier Tag pro Woche ist essenziell für Regeneration.

 


5. Finanzielle Planung und Fördermöglichkeiten

Ein Studium verursacht Kosten – von Studiengebühren bis hin zu Materialausgaben und Prüfungsgebühren. Beamte haben jedoch Zugang zu verschiedenen Fördermöglichkeiten.

Kosten eines berufsbegleitenden Studiums:

  • Studiengebühren: Zwischen 150 und 600 Euro monatlich, abhängig von Anbieter und Programm.
  • Zusatzkosten: Lehrmaterial, Technikkosten (z. B. Laptop, Software), Anreisen bei Präsenzzeiten.

 

Fördermöglichkeiten:

  • Bildungsurlaub: Einige Bundesländer bieten Beamten zusätzlichen Bildungsurlaub an.
  • Steuerliche Absetzbarkeit: Studiengebühren können als Werbungskosten oder Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden.
  • Aufstiegs-BAföG: Auch Beamte können unter bestimmten Voraussetzungen förderfähig sein (z. B. für den Masterstudiengang).
  • Stipendien: Verschiedene Stiftungen fördern gezielt Berufserfahrene, die sich weiterqualifizieren wollen.

 

Beispiel: Mit dem Aufstiegs-BAföG können bis zu 75 % der Gebühren für eine berufliche Weiterbildung gedeckt werden.

 

Kostenübersicht

Kostenpunkt Monatliche Ausgaben
Studiengebühren 250–400 €
Materialkosten 50–100 €
Reisekosten (optional) 0–200 €

 

Tipp: Recherchieren Sie, welche Förderprogramme speziell für Beamte gelten.

 


6. Fazit

Ein Studium neben dem Beamtenstatus ist eine großartige Möglichkeit, die eigene Karriere voranzubringen, neues Wissen zu erlangen oder sich auf einen Fachwechsel vorzubereiten. Mit der richtigen Planung und Unterstützung können Beamte Beruf und Studium erfolgreich miteinander verbinden. Wählen Sie ein Studienmodell, das zu Ihrem Zeitbudget passt, informieren Sie sich über rechtliche Vorgaben und nutzen Sie alle finanziellen Fördermöglichkeiten. Mit Durchhaltevermögen und guter Organisation steht einem erfolgreichen Studium nichts im Weg.

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