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Wer beim Bild des Bauingenieurs an den typischen Bauleiter mit Sicherheitsweste, Helm auf dem Kopf und vertieft in Baupläne denkt, der hat nur bedingt recht. Natürlich ist die Tätigkeit des Bauleiters eine typische Tätigkeit für ausgebildete Bauingenieure. Egal ob in der Bauüberwachung oder in der Bauleitung, Bauingenieure finden sich häufig auf Baustellen wieder.
Allerdings können mit dem abgeschlossenen Studium im Bauingenieurwesen auch andere Tätigkeiten ausgeführt werden. Bauingenieure finden Anstellungen in Verwaltung, Ingenieurbüros, Entwicklungsabteilungen und im Projektmanagement. Die Branchen sind dabei äußerst unterschiedlich, neben dem Bauhauptgewerbe in Hoch- und Tiefbau finden sich Bauingenieure auch bei Aufgaben im Verkehrswesen und Straßenbau, bei der Gestaltung der Wasser- und Abwasserversorgung, im Tunnel- und Leitungsbau, im Immobiliensektor sowie bei der Erstellung von Anlagen zur Erzeugung von regenerativen Energien.
Diese breite Anwendungsmöglichkeit des Bauingenieurs wird dem Namen kaum gerecht, besser passend ist der englische Begriff des Zivil-Ingenieurs (Civil Engineer). Dieser Begriff zeigt besser, dass der Bauingenieur sich um viele technischen Fragen der Zivilisation kümmert.
Aufbau des Studiums
Der Studiengang Bauingenieurwesen ist wie die meisten anderen Studienfächer in Deutschland mittlerweile als zweistufiges Studium aufgebaut. Dabei wird insbesondere im Bachelorstudiengang ein breites Grundwissen vermittelt, welches insbesondere auf die Ausbildung der Studenten in Mathematik und Mechanik basiert. Diese beiden Fächer sind die typischen Stolpersteine des Ingenieurstudiums und bereiten den meisten Studenten die größten Probleme.
Nach der Absolvierung weiterer Grundlagenfächer wie Vermessungskunde, Baukonstruktion und Bauphysik werden die Studenten in Ingenieursdisziplinen des Bauwesens geschult. Hierzu gehören der Stahlbau, der Massivbau, Grund- und Bodenbau sowie Baustatik und Baudynamik. Aber auch die Grundzüge des Verkehrswesens und des Straßenbaus, die Siedlungswasserwirtschaft und die Ingenieurinformatik sind Fächer auf den Stundenplänen angehender Bauingenieure.
Im Masterstudiengang vertiefen die Studenten des Bauwesens ihr Studium in einer selbst gewählten Vertiefungsrichtung, beispielsweise im Konstruktiven Ingenieurbau oder im Bereich der Infrastruktur und Umwelt. Wer hier beispielsweise seinen Schwerpunkt auf den Brückenbau legen möchte, der wählt dazu die passenden Wahlpflichtmodule aus. Im Vergleich zum Bachelorstudium haben die Studenten wesentlich mehr Auswahlmöglichkeiten und weniger Basisfächer, sodass der Studienablauf im Detail nun individueller wird.
Wöchentlicher Arbeitsaufwand
Der wöchentliche Arbeitsaufwand für ein Teilzeitstudium Bauingenieurwesen ist im Wesentlichen abhängig von der gewählten beziehungsweise vorbestimmten Art des Teilzeitstudiums. In Vollzeit muss ein Student jedes Semester 30 ECTS-Punkte sammeln, wobei pro 10 ECTS-Punkte etwa 6 Semesterwochenstunden gerechnet werden kann. Diese Angabe sagt aber noch wenig über den tatsächlichen Aufwand aus, in der Regel braucht der durchschnittliche Student die doppelte Dauer einer Semesterwochenstunde zur Auf- und Nachbearbeitung des Lernstoffes.
In Summe kommt der Student in Vollzeit auf etwa 900 Stunden Arbeitsbelastung pro Semester, also etwa 35 Stunden pro Woche. In Teilzeit wird in der Regel die halbe Belastung gewählt, was etwa 450 Stunden pro Semester beziehungsweise 17 Stunden pro Woche entspricht.
Zukunftsaussichten
Die Wahl zum Studium des Bauingenieurwesens in Teilzeit ist ohne Frage eine Wahl mit guten Zukunftsaussichten. Das liegt zum einen an der speziellen Situation des Bauingenieurs, dessen Arbeit auch in Zukunft erforderlich sein. Auf gut deutsch gesagt, gebaut wird immer. Entsprechend wird auch das Berufsbild des Bauingenieurs in Zukunft erhalten sein. Im Gegenteil wird es durch die bevorstehenden Aufgaben noch gestärkt. Während in Ländern wie Deutschland und den USA die Infrastruktur erhalten und modernisiert werden muss, muss in weiten Teilen der Welt diese überhaupt erst einmal errichtet werden. Große Bauprojekte in China, der arabischen Welt, Indien und in Afrika zeichnen ein Bild davon, wie stark Bauingenieure auch in Zukunft gebraucht werden.
Speziell in Deutschland kommt der Umstand hinzu, dass in den kommenden Jahren viele Bauingenieure in Rente gehen. Bereits im Jahr 2014 war die Zahl der Berufsanfänger geringer als die Zahl der Menschen, die als Bauingenieur in Rente gingen. Dieser Trend dürfte sich trotz steigender Studierendenzahlen im Bauingenieurwesen noch verschärfen.
Allgemeine Zulassungsvoraussetzungen
Die Zulassungsvoraussetzungen für ein Teilzeitstudium Bauingenieurwesen hängen im Wesentlichen davon ab, ob das Studium an einer Fachhochschule oder an einer Universität absolviert wird. Für das Studium an der Universität wird generell die Allgemeine Hochschulreife verlangt, für das Studium an der Fachhochschule die Allgemeine Fachhochschulreife. Die steigenden Studierendenzahlen in der jüngsten Vergangenheit haben dazu geführt, dass mehrere Hochschulen und Universitäten eine Zulassungsbeschränkung für das Studium Bauingenieurwesen erlassen haben.
Eine weitere Hürde kann eine Eignungsprüfung sein, welche vor der Einschreibung in den Studiengang absolviert werden muss. Die Eignungsprüfung soll feststellen, ob Studieninteressierte überhaupt für den Beruf bzw. das Studium geeignet sind oder beispielsweise so grundlegende Defizite in Mathematik haben, dass ein Studium nicht aussichtsreich wäre. Des Weiteren verlangen einige Hochschulen ein Vorpraktikum im Bereich des Bauwesens, beispielsweise ein Baustellenpraktikum über mehrere Wochen. Auch das Vorpraktikum soll dazu dienen, dass schon vor Studienstart die weniger ernsthaft Studierenden aussortiert werden.
Bauingenieurwesen als Teilzeitstudium – Städte von A bis Z
Biberach
Hochschule Biberach
Die Hochschule Biberach bietet ein Studium im Bauingenieurwesen berufsbegleitend für bereits ausgebildete Bauingenieure an. Der Studiengang Unternehmensführung Bau schließt mit einem MBA-Abschluss ab und verlangt von zukünftigen Studenten, dass sie zum Zeitpunkt der Einschreibung bereits einen ersten Hochschulabschluss haben und bereits ein Jahr Berufserfahrung besitzen. Das Studium ist in zwei Blöcke mit jeweils fünf Modulen aufgeteilt, ein elftes Modul ist schließlich die Masterthesis. Der erste Block beinhaltet Elemente aus Strategie, Betriebswirtschaft und Recht, der zweite Block sieht Module aus Management, Schnittstellen und Konfliktlösungen vor. Jeweils ein Block findet in einem Jahr statt, die Prüfungsphase für die Module befindet sich im Zeitraum Mai und Juni.
Die Kosten für das Studium betragen insgesamt 11.350 Euro und erfordert eine vorherige Bewerbung an der Hochschule Biberach mit Motivationsschreiben, Lebenslauf und beglaubigten Kopien des Hochschulzeugnisses.
Hannover
Universität Hannover
Die Universität Hannover bietet eine Ausbildung im Bauingenieurwesen neben dem Beruf in Form des Masterstudiengangs Konstruktiver Ingenieurbau an. Um diesen Studiengang besuchen zu können, muss bereits ein erster Hochschulabschluss, beispielsweise Bachelorabschluss, vorhanden sein. Der Masterstudiengang hat eine Regelstudienzeit in Vollzeit von vier Semestern und ist aufgeteilt in 18 Module mit den jeweiligen Prüfungen, einer Seminararbeit sowie der Bearbeitung der Masterthesis. Ein nebenberufliches Studium hat eine entsprechend längere Dauer, da hierbei die Studenten maximal 2 Kurse pro Semester besuchen können. Entsprechend ist die Dauer für das Teilzeitstudium etwa 11 Semester.
Für die Bewerbung auf einen Studienplatz müssen sich interessierte Studenten bereits vorher einen Studienplan erstellen. Dabei müssen Leistungspunkte aus dem Bereich mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen (6 – 15 LP), aus dem Bereich fachspezifische Grundlagen (20 – 29 LP), aus dem Bereich fachspezifische Vertiefung (48 – 57 LP) und schließlich aus dem Bereich übergreifende Inhalte (12 – 21 LP) gewählt werden. Weitere 5 beziehungsweise 25 Leistungspunkte bringen die Seminararbeit und die Masterarbeit, in Summe beträgt der Gesamtumfang 120 LP.
Wem diese Art der berufsbegleitenden Weiterbildung zu lange dauert, der kann an der Universität Hannover den Studiengang Konstruktiver Ingenieurbau auch als Weiterbildungsstudium absolvieren. Dieses endete mit einem Abschluss-Zertifikat und erfordert die Teilnahme an 5 – 6 Kursen.
Leipzig
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig bietet in Kooperation mit der österreichischen Ingenium Education GmbH den berufsbegleitenden Studiengang Bauingenieurwesen an. Dieses Studium des Bauingenieurwesens in Teilzeit schließt mit dem Diplom-Ingenieur (FH) ab und ist von der Akkreditierungsanstalt ASIIN akkreditiert. Für den Abschluss müssen die Studenten insgesamt 240 ECTS Punkte sammeln, wobei 120 Leistungspunkte in einem 4-semestrigen Aufbaustudium gesammelt werden und weitere 120 ECTS-Punkte werden im Studium an der Fachhochschule Leipzig erreicht.
Der Studiengang richtet sich insbesondere an Techniker und berufserfahrene Fachkräfte, welche einen ersten akademischen Grad erreichen wollen. Im Aufbaustudium wird in den ersten beiden Semestern Kurse aus den Grundmodulen belegt, beispielsweise Festigkeitslehre, Baustatik und auch Bau- und Vertragsrecht. In den letzten beiden Semestern werden jeweils Kurse aus den drei Modulen Konstruktiver Ingenieurbau, Hochbau und Bauwirtschaft/Baubetrieb bearbeitet und im letzten Semester schließlich noch die Diplomarbeit angefertigt. Die Kosten für das Studium betragen 295 Euro pro Monat sowie eine zuzügliche Semesterpauschale von 390 Euro.
Mainz
Fachhochschule Mainz
Die Fachhochschule Mainz bietet den Masterstudiengang Bauingenieurwesen nicht nur in Vollzeit an, sondern auch als berufsintegriertes Teilzeitstudium. Die Dauer des Studiums beträgt in berufsbegleitender Teilzeit fünf Semester und schließt mit dem Akademischen Grad Master of Engineering ab. Die Master-Studenten wählen im Studium zwischen den Vertiefungsrichtungen Baubetrieb und Konstruktiver Ingenieurbau aus und erlangen entsprechendes Spezialwissen in der gewählten Vertiefungsrichtung.
Dieses Studium im Bereich Bauingenieurwesen neben dem Beruf steht prinzipiell für alle Ingenieure zur Verfügung, die bereits einen ersten Akademischen Grad haben, beispielsweise einen Bachelor oder Diplom-Ingenieur (FH). Im Studium sammeln die Studenten insgesamt 90 Credit-Points, wobei 12 CP aus 2 Pflichtmodulen stammt, 30 CP aus den verbindlichen Wahlmodulen aus der gewählten Vertiefungsrichtung und 18 weitere CP aus Wahlpflichtmodulen. Abgerundet wird das Programm durch 12 CP aus dem interdisziplinären Projekt und 18 CP aus der Bearbeitung der Masterthesis mit Abschlussseminar. Mit dem Studium kann sowohl im Winter- als auch im Sommersemester begonnen werden.
Potsdam
Fachhochschule Potsdam
Die Fachhochschule Potsdam bietet für Ingenieure mit einem ersten Studienabschluss einen besonderen Studiengang an. Der Studiengang Bauen im Bestand konzentriert sich auf die Erhaltung und Ertüchtigung bereits bestehender Bauwerke und die daraus resultierenden Aufgaben für Ingenieure. Der Abschluss zum Master of Engineering kann in Teilzeit in mindestens fünf Semester erreicht werden, je nach beruflicher Belastung kann die Studienbelastung aber auch geringer gewählt werden. Entsprechend verlängert sich dann das Studium.
Wer bereits ein Erststudium mit 210 Credit Points oder mehr absolviert hat, muss in diesem Masterstudiengang noch 90 Punkte erreichen, ansonsten verlangt die Hochschule 120 CP bei einem vorhandenen Bachelorstudium mit 180 CP. Der Grundlagenteil des Studiums beinhaltet 14 CP, weitere vier und acht CP sammeln die Studenten in Laborübungen und Seminaren, 10 CP gibt es in zwei Projektarbeitsblöcken. Der Löwenanteil der CP gibt es im Wahlpflichtbereich mit 24 CP sowie bei der Masterarbeit mit 24 CP und anschließendem Kolloquium mit 6 CP.
Wuppertal
Bergische Universität Wuppertal
Die Bergische Universität Wuppertal bietet den Weiterbildungsstudiengang Master of Science Real Estate Management + Construction Project Management an. Das Studium richtet sich nicht nur an Ingenieure und Architekten, auch Ökonomen und Juristen mit Beschäftigung im Immobilien- oder Bausektor sind angesprochen. Das Studium hat eine Dauer von vier Semestern und schließt mit dem Master of Science ab. Der Studiengang ist von der Akkreditierungsgesellschaft ASIIN akkreditiert und nimmt pro Jahrgang 25 Studenten auf.
Der Beginn des Studiums ist jedes Jahr im April zum Sommersemester. Zugelassen wird nur, wer einen berufsqualifizierenden Abschluss vorweisen kann, beispielsweise Diplom oder Bachelor und zudem über ein Jahr Berufserfahrung verfügt. Zudem wird die persönliche und soziale Kompetenz in einem Zulassungsgespräch überprüft.
Im ersten Semester lernen die Studenten dann die Grundlagen des Projektmanagements und der Stadtplanung, im zweiten Semester erfolgt das Studium von Bautechnik sowie Bau- und Immobilienrecht. Das dritte Semester steht im Zeichen des Real Estate Managements und des Baumanagements, im vierten Semester erfolgt nach dem Studium der Unternehmensführung das Schreiben der Masterarbeit. Die Kosten für das Studium belaufen sich auf 3.750 Euro pro Semester.
Fernstudium als Alternative
Nicht immer ist das berufsbegleitende Studium in Teilzeit eine richtige Lösung für die spezielle Situation eines Menschen. Als Alternative dazu gibt es noch die Möglichkeit des Fernstudiums, wenn der Student beispielsweise die Abend- und Wochenendveranstaltungen eines Teilzeitstudiums zeitlich nicht schafft.
Beim Fernstudium entfallen diese Veranstaltungen nahezu vollständig, der Student lernt die Studieninhalte über Studienbriefe und mittels Online-Unterstützung komplett alleine. Nur zu den Prüfungen muss der Student zum Klausurort fahren. Ein Fernstudium kann prinzipiell in Vollzeit oder in Teilzeit absolviert werden, klassischerweise wird berufsbegleitend aber die Teilzeitvariante gewählt.
Technische Universität Dresden
Die Technische Universität Dresden ist deutschlandweit der einzige Anbieter für ein Fernstudium für einen Bachelorstudiengang Bauingenieurwesen. Dieser Studiengang hat in Teilzeit eine Dauer von 12 Semestern inklusive der Bearbeitungszeit für die Bachelorarbeit und schließt mit dem Akademischen Grad Bachelor of Science ab. Dabei wird von einer wöchentlichen Bearbeitungszeit von etwa 20 Stunden ausgegangen.
Im Studium werden schließlich 22 Pflichtmodule bearbeitet, welche die Grundlagen des Bauingenieurwesens abdecken, beispielsweise Mathematik, Mechanik und Baustatik und darüber hinaus auch die ersten fachspezifischen Inhalte behandeln, beispielsweise im Stahlbau, Spannbetonbau und Wasserbau. Des Weiteren muss ein Wahlpflichtmodul belegt werden, welches eine Schwerpunktsetzung des Studenten erlaubt. Prinzipiell wird diese gewählte Vertiefung später in einem möglichen Masterstudiengang weiter vertieft.