Direkt zum Unterpunkt Ihrer Wahl:

Was spricht für, was gegen ein Teilzeitstudium?
Was spricht für, was gegen ein Teilzeitstudium?

Pro und Contra: Was spricht für, was gegen ein Teilzeitstudium?

 

Teilzeitstudium: Voll im Trend

Die Nachfrage nach flexiblen Studienmodellen in Teilzeit ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Das wachsende Bedürfnis nach Alternativen zum klassischen Vollzeitstudium hat dabei viele Gründe: Einerseits haben sich die Lebensläufe in den vergangenen 30 Jahren individualisiert und die „Normalbiographie“, wie sie noch für die Nachkriegsgeneration der „Baby-Boomer“ galt, ist heute immer seltener geworden.

Kaum jemand kann nach dem Schulabschluss seine gesamte Karriere absehen und planen. Dadurch entstehen Unsicherheiten, die für den Einzelnen belastend sein können, aber auch neue Chancen bieten, die eigene Biographie zu gestalten und umzugestalten. Bildungsphasen verschieben sich und sind nicht mehr so klar abgrenzbar, wie dies vor einigen Jahrzehnten noch der Fall war. Andererseits stellt die heutige Gesellschaft neue Anforderungen an den Einzelnen.

„Lebenslanges Lernen“ wird heute groß geschrieben, und dass die durch den Schulabschluss, die Ausbildung oder sogar ein erstes Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten für das gesamte Berufsleben ausreichen, wird immer unwahrscheinlicher. Deshalb ist es immer wichtiger geworden, sich auch während des Berufs weiterzubilden oder sich sogar einmal oder mehrmals im Leben beruflich noch einmal ganz neu zu orientieren. Ein Teilzeitstudium bietet dazu viele Vorteile, hat aber auch Nachteile, die vor der Entscheidung für dieses Studienmodell zu berücksichtigen sind.

 

Weiterbildung auf akademischem Niveau

Für eine solche Entscheidung spricht zunächst und vor allem, dass ein Teilzeitstudium die Chance bietet, sich neben dem Beruf auf akademischem Niveau gezielt weiterzubilden. Ein Hochschulabschluss kann dabei der Karriere den entscheidenden Kick geben, der ihr bisher gefehlt hat. So können beispielsweise Informatiker, Grafikdesigner und Techniker, aber auch Kaufleute, Erzieher oder Pflegekräfte, die ihren Beruf im Rahmen einer Ausbildung erlernt haben, neben dem Job einen Universitätsabschluss im Teilzeitstudium erwerben und sich so für Führungsaufgaben in ihren jeweiligen Unternehmen qualifizieren.

Dabei können sie das im Studium Gelernte gleich dem Praxistest unterziehen, sodass der Anwendungsbezug auch bei abstrakterem Stoff immer bestehen bleibt. Auch für Hochschulabsolventen mit einem ersten Bachelor-Abschluss ist das Teilzeitstudium interessant, denn sie können neben dem Beruf einen weiterführenden Master-Abschluss erlangen und sich dadurch ebenfalls bedeutende berufliche Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen.

Im Gegensatz zu Vollzeitstudierenden, die sich nach dem Abschluss erstmalig auf dem Arbeitsmarkt bewegen, haben diese Bewerber den entscheidenden Vorteil, dass sie mit langjähriger Berufserfahrung punkten können. Wer sich dagegen im fortgeschrittenen Alter beruflich noch einmal ganz neu orientieren möchte, ist zumeist darauf angewiesen, das Studium durch eine Nebentätigkeit zu finanzieren. Auch in dieser Situation ist ein berufsbegleitendes Teilzeitstudium gut geeignet.

Nebenbei Studierende, die etwas älter als ihre Kommilitonen sind und bereits eine Ausbildung oder ein Erststudium absolviert haben, bringen dabei viele Fähigkeiten und Fertigkeiten mit, die für das Studium bedeutend sind und die sich ihre jüngeren Mitstudierenden erst aneignen müssen.

 

Persönlicher Mehrwert des berufsbegleitenden Teilzeitstudiums

Neben der Chance, die eigene Karriere voranzubringen, bietet ein Hochschulstudium selbstverständlich auch einen persönlichen Mehrwert. Studierende werden hier mit neuen theoretischen Perspektiven und aktueller wissenschaftlicher Forschung konfrontiert. In einem handlungsbefreiten Rahmen bietet das Studium ihnen die Chance, über das, was ihnen vertraut erscheint, noch einmal ganz neu nachzudenken und vermeintliche Sicherheiten in Frage zu stellen.

Ein solches Klima kann inspirierend wirken und dazu beitragen, neue Sichtweisen auf die Welt zu gewinnen. Die Kontakte zu Mitstudierenden, Dozenten und Professoren, die dabei geknüpft werden können, können sowohl persönlich als auch beruflich bereichernd sein.

 

Vergünstigungen für Studenten

Ein handfester Vorteil eines Teilzeitstudiums besteht zudem in den vielen Vergünstigungen, die der Studentenstatus mit sich bringt. Studierende profitieren nicht nur von kostengünstiger Verpflegung und bezahlbarem Wohnraum, sondern zahlen beispielsweise auch bei vielen Banken keine Kontoführungsgebühren und können Ermäßigungen bei vielen Freizeitaktivitäten bekommen. Nicht alle, aber viele Universitäten bieten auch Teilzeitstudierenden ein Semesterticket an, das es ihnen erlaubt, den ÖPNV preiswert zu nutzen.

 

Strikte Fristen, starre Strukturen

Trotz aller dieser Vorteile bedeutet ein Teilzeitstudium aber auch eine zeitliche und persönliche Belastung, die nicht zu unterschätzen ist. Abgabefristen für Hausarbeiten und Studienleistungen, die Vorbereitung auf Klausuren und mündliche Prüfungen, Öffnungszeiten von Sekretariaten und sonstigen Einrichtungen sowie die Vorlesungs- und Veranstaltungszeiten nehmen in der Regel keine Rücksicht auf die sonstigen Verpflichtungen. Insbesondere an deutschen Universitäten besteht noch großer Nachholbedarf, was die Flexibilität des Studiums und dessen Vereinbarkeit mit Beruf und Familie betrifft.

 

Selbstorganisation

Gerade für nebenbei Studierende, deren letzte Bildungsphase schon viele Jahre zurückliegt, kann der Grad an Selbstorganisation, den ein Teilzeitstudium ihnen abverlangt, zumindest anfänglich eine hohe Belastung darstellen. Wer nicht mehr ans regelmäßige Lernen gewöhnt ist, muss erst wieder einen Rhythmus finden, in dem der Stoff bewältigt werden kann. Hierbei helfen Beratungsstellen, die es an allen Universitäten gibt.

 

Kein BAFöG für Teilzeitstudierende

Auch der finanzielle Druck, den ein Studium bedeuten kann, ist nicht zu unterschätzen. Wer seine Lebensgestaltung auf ein Vollzeitgehalt eingestellt hat und Alleinverdiener ist, muss hier zeitweise mit großen Einbußen rechnen, da Teilzeitstudierende maximal 20 Stunden pro Woche arbeiten dürfen. Dafür kann jedoch bei der Krankenversicherung und den Sozialabgaben viel Geld gespart werden, sodass mehr Netto vom Brutto übrigbleibt.

Der größte Nachteil eines Teilzeitstudiums ist sicherlich der, dass Teilzeitstudierende derzeit keinen Anspruch auf BAFöG haben. Hier besteht von Seiten des Gesetzgebers noch Handlungsbedarf.